Technik
United-Internet-Chef will mehr Wettbewerb in Telekommunikation
GDN -
Ralph Dommermuth, Gründer und Chef von United Internet, hat sein Vorhaben bekräftigt, ein neues, deutschlandweites Mobilfunknetz aufzubauen: "Anfang nächsten Jahres werden die neuen 5G-Frequenzen für 20 Jahre ausgeschrieben, insofern werden demnächst die Weichen gestellt für eine sehr lange Zeit. Und da wollen wir natürlich unsere Chancen aktiv nutzen", sagte er dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).
Zugleich kritisierte er das aktuell marktbeherrschende Trio aus Deutscher Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland, von dem er sich ebenso ausgebootet fühlt wie von der Politik: "Wir reden schon viel zu lange über die immer gleichen Themen. Beim großen Ziel sind sich alle einig. Nur passiert leider zu wenig. Am Ende steht die Frage: Wollen wir in Deutschland noch Produzenten von Technologie und Plattformen sein, oder reicht uns die Rolle als Anwender und Kunde? Letzteres ist eine Weile komfortabel, würde aber auch das Ende des Wirtschaftsstandortes Deutschland einläuten." In den nächsten Wochen wird die Bundesnetzagentur die Regeln festlegen, nach denen Anfang nächsten Jahres dann die neuen 5G-Frequenzen versteigert werden können. Oliver Samwer, Chef von Rocket Internet, sagte dem "Handelsblatt", dass die nächsten sechs bis zwölf Monate "eminent wichtig" seien. Wenn Deutschland seinen eigenen Anspruch als Industrienation anlege, müsse man feststellen, dass das Land die erste digitale Revolution bereits "eher verschlafen" habe. "Da bietet 5G als Basistechnologie für das Internet of Things nun eine echte Chance aufzuholen, obwohl man feststellen muss: Die USA, Südkorea und China sind da schon wieder weiter." Deutschland fehle "eine fokussierte Industriepolitik wie etwa in China", so Samwer. Der Internet-Unternehmer forderte "faire Startbedingungen. Je mehr Wettbewerb es gibt, desto größer der Ansporn für Innovationen und guten Service. Und je geringer die Preise. Für uns als Unternehmen und für die Menschen in Deutschland kann das nur gut sein." Dafür sei es nun "höchste Zeit", um nicht völlig den Anschluss zu verlieren. Dommermuth mahnte außerdem: "Wir haben in Deutschland kein digitales Ökosystem wie etwa im Silicon Valley, das sich in über 50 Jahren entwickelt hat. Viele Branchen wurden seither von Disruptionswellen erschüttert. Mit unseren bisherigen Kraftanstrengungen kommen wir nicht vor die Welle. Unser Abstand wird nicht kleiner, sondern zunehmend größer", sagte der Unternehmer, der aber auch einen anderen Weg nicht ausschließen will: Zuletzt waren Gerüchte aufgetaucht, der Telefónica-Konzern könnte sich von seinem deutschen Mobilfunknetz trennen wollen. Auf die Frage, ob er dafür mitböte, antwortete Dommermuth: "Wenn es soweit wäre, würde ich mich natürlich damit beschäftigen." Am Freitag hatte sich auch das Bundeskartellamt in die Debatte eingeschaltet: "Wettbewerb ist der zentrale Treiber für innovative Dienstleistungen zur Unterstützung der Digitalisierung der Wirtschaft", hatte Behördenchef Andreas Mundt gemahnt und sich damit – ohne Namen zu nennen – für neue Angreifer wie Dommermuth ausgesprochen.
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