Technik
DGB-Chef fürchtet Entstehung eines "digitalen Proletariats"
GDN -
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, hat vor der Entstehung eines "digitalen Proletariats" als Folge des rasanten technologischen Fortschritts gewarnt. "Nicht alles, was technisch machbar ist, darf sich durchsetzen", sagte Hoffmann der "Welt am Sonntag".
Es gebe große Risiken, wie beispielsweise die Möglichkeit der totalen Überwachung von Arbeitnehmern. "Der Versandhandel Amazon erfasst schon heute jeden einzelnen Handgriff der Mitarbeiter. Und jede Nichtaktivität kann für den betreffenden Arbeitnehmer eine Abmahnung oder gar Entlassung zur Folge haben", so der DGB-Chef weiter. Dieses Beispiel zeige, dass es darum gehe, die Potenziale der künstlichen Intelligenz zu nutzen, aber keine Entwicklungen zuzulassen, die zu einem digitalen Proletariat führten. Scharfe Kritik übte der Gewerkschaftschef auch an der US-Plattform Uber, die Fahrdienste anbietet. "Hier werden Beschäftigte zu modernem Sklaventum verurteilt. Da machen wir zu Recht nicht mit", sagte Hoffmann mit Blick auf die Beschränkungen, denen die US-Firma in Deutschland unterliegt. Uber behaupte von sich, es sei kein Arbeitgeber, weil die Fahrer alle als Selbstständige arbeiteten. "Das sind Scheinselbstständige, für die Uber keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen will", so Hoffmann weiter. Man brauche auch in der digitalen Welt Spielregeln, an die sich alle halten müssten, so der Gewerkschafter. Nötig sei zudem die Einführung eines Rechtsanspruchs auf Weiterbildung. "Die Halbwertszeit von technologischen Innovationen wird immer kürzer; das Gleiche gilt für die Qualifikationen", sagte Hoffmann der "Welt am Sonntag". Deshalb brauche man "eine das ganze Berufsleben begleitende Qualifizierung, einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung". Eine klare Absage erteilte er den Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen. "Ich werde den Verdacht nicht los, dass mancher, der von einem bedingungslosen Grundeinkommen redet, eigentlich eine Stilllegeprämie meint", so der DGB-Chef.
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