Sport
Erfolgreiche Titelverteidigung der Schwäbisch Hall Unicorns
American Football - German Bowl XXXIV
Schwäbisch Hall ist Deutscher Meister 2012 (Quelle: heldmann-images)
GDN -
In einer Neuauflage des Vorjahresfinales trafen beim Endspiel der German Football League am Wochenende in Berlin die Kiel Baltic Hurricanes und die Schwäbisch Hall Unicorns aufeinander. In einem bis zum Schluss hochspannenden Spiel gelang den Unicorns die Titelverteidigung mit 56:53.
American Football wird ja, anders als der Name vielleicht suggerieren könnte, überwiegend mit der Hand gespielt. Der Ball wird geworfen und getragen. Die Kicker, die als einzige mit dem Fuß spielen, sind während der gesamten Spieldauer nur wenige Sekunden auf dem Feld. Dass sie aber trotzdem für den Spielverlauf und die Entscheidung um Sieg oder Niederlage eine große Bedeutung haben, zeigte sich beim diesjährigen German Bowl. 34 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit stand es 53:53. Die Unicorns waren im Ballbesitz und mussten diesen Angriff erfolgreich abschließen, um nicht in die Overtime (Verlängerung) gehen zu müssen. Bis zur Endzone der Hurricanes waren es noch 47 Yards. Statt eines normalen Spielzugs entschloss sich das Trainerteam der Angreifer zu einem Fieldgoalversuch. Thomas Rauch stellt sich bereit, der Ball kommt, Anlauf und Kick. Der Ball steigt in den vom Flutlicht beleuchteten Himmel über dem Prenzlauer Berg, erreicht seinen Scheitelpunkt fällt und fliegt mit gerade noch ausreichender Höhe zwischen den beiden Torpfosten hindurch. Drei Punkte für Schwäbisch Hall, ohrenbetäubender Jubel im Fanblock auf der Haupttribüne; drei Punkte, die den Sieg und die zweite deutsche Meisterschaft in Folge bedeuten sollten.
Dabei sah es zwischenzeitlich sogar so aus, als würden sich die Meister des Jahres 2010 aus Kiel den Pokal im vierten Anlauf in Folge das zweite Mal sichern (2009 verloren sie in Frankfurt gegen die Berlin Adler). Knapp neun Minuten vor Spielende führten sie noch mit 15 Punkten Vorsprung. Doch wie schon das gesamte Spiel lieferten sich beide Teams auch im letzten Viertel einen offenen Schlagabtausch. Schon bevor das Spiel durch den Münzwurf des Berliner Innensenators Frank Henkel eröffnet wurde, erwarteten Zuschauer und Beobachter ein ähnlich offensives Endspiel wie 2011 in Magdeburg, das mit dem sensationell hohen Punktetand von 48:44 von den Hallern gegen die norddeutschen Favoriten gewonnen wurde. Dass es rund drei Stunden später sogar noch 14 Punkte mehr sein sollten, die beide Teams zusammen erzielt haben würden, war allerdings kaum vorstellbar. Erwähnt sei, um auf den Beginn des Artikels zurückzukommen, dass die Kicker beider Teams, Rauch für Schwäbisch Hall und Dohrendorf für Kiel, sowohl die Zusatzpunkte nach den Touchdowns als auch alle Fieldgoals sicher verwandelten und so nicht unwesentlich zu dem hohen Punktestand beitrugen.
11.242 Zuschauer im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin, darunter auch Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim aus Schwäbisch Hall und sein ehemaliger Kieler Amtskollege und heutiger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, sahen ein American Football-Spiel, wie es spannender und schöner kaum sein kann. Standesgemäß gingen die Titelverteidiger durch einen frühen Touchdown durch ihren Quarterback Jake Spitzlberger und ein 47 Yard-Fieldgoal von Thomas Rauch mit 10:0 in Führung. Doch Kiel konterte noch im gleichen Viertel. Mit einem sensationellen Lauf über drei Viertel des Spielfeldes brachte sie Trevar Deed, der leider später mit einem Armbruch ausscheiden musste, wieder auf 7:10 heran.
Im zweiten Viertel waren es dann wieder die Einhörner, die mit Aurieus Abdegbesan nach einem Pass von Spitzelberger erfolgreich waren. Nur 21 Sekunden später stellte Kiel erneut den alten Abstand her, als Jeff Welsh über 63 Yards auf Julian Dohrendorf zum Tauchdown passte. Dohrendorf sicherte dann einige Minuten später per Fieldgoal den 17:17 Einstand. Je ein weiterer Touchdown beider Teams und ein Fieldgoal der Unicorns sorgten deren Halbzeitführung von 27:20.
Wer nun meinte, die Spieler würden dem hohen Tempo der ersten Hälfte Tribut zollen, sah sich getäuscht, es ging auch in den beiden letzten Viertel in unverminderter Qualität weiter, jetzt allerdings anfangs mit spielerischen Vorteilen auf Seiten der Hurricanes. Ihren nächsten Touchdown holten sie nach einem Ballverlust (Interception) Spitzlbergers, den Lansana Teuber, ein Abwehrspieler, über 68 Yard in die Endzone der Einhörner brachte. Die konnten zwar noch einmal mit einem Kick drei Punkte holen, dann aber war zwei Mal Kiel per Touchdown erfolgreich. Kurz vor Ende des vorletzten Viertels holte Schwäbisch Hall dann sogar acht Punkte, weil sie, statt nach dem Touchdown zu kicken, den Ball erneut in die Endzone der Gegner passten.
Aber Kiel konterte im letzten Viertel in gleicher Weise und stellte 8:43 Minuten vor Schluss den bereits erwähnten 15 Punkte-Vorsprung her. Ab da waren es aber nur noch die Einhörner, die punkteten: 7:19 Minuten vor Ende Touchdown durch Waldvogel, 2:45 Minuten vor Spielende erneut der Quarterback Spitzlberger und dann das entscheidende Fieldgoal. Als nun auch noch die Hurricanes bei ihrem letzten Angriffsversuch 22 Sekunden vor dem Schlusspfiff den Ball verloren, war die Entscheidung gefallen. Der alte und neue Meister der German Football League heißt Schwäbisch Hall Unicorns.
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